Das Donnerstagsunglück – Als der Prophet Papier verlangte

In den letzten Tagen seines Lebens – genauer gesagt am Donnerstag vor seinem Tod – bat der Prophet Muhammad (s.a.a.s.) in Anwesenheit seiner Gefährten um Schreibmaterial, um ein Testament zu verfassen:

„Bringt mir Schreibzeug, damit ich euch etwas niederschreibe, nach dem ihr nie in die Irre gehen werdet.“
(Sahih al-Bukhari, Hadith Nr. 114)

Doch anstatt seinem Wunsch zu folgen, widersprachen einige Anwesende. Umar ibn al-Khattab sagte:

„Der Prophet ist krank und das Buch Allahs genügt uns.“
(Sahih al-Bukhari, Hadith 114; Sahih Muslim, Hadith 1637)

Es entbrannte ein Streit, der so hitzig wurde, dass der Prophet die Anweisung widerrief – mit schwerem Herzen. Dieses Ereignis ist in der islamischen Geschichte als das „Donnerstagsunglück“ (Raḍiyyat Yawm al-Khamīs) bekannt.


Die Wahrheit hinter dem Donnerstagsunglück

Viele schiitische und einige unabhängige sunnitische Gelehrte sind sich einig: Der Prophet wollte mit seinem Schreiben die Nachfolge Imam Alis (a.s.) rechtsverbindlich festhalten – wie er es bereits zuvor mündlich in Ghadir getan hatte. Das Eingreifen mancher Gefährten verhinderte, dass dieser göttlich bestimmte Auftrag klar und endgültig schriftlich fixiert wurde. Ein folgenschwerer Einschnitt.


Wichtige Quellen

  • Sahih al-Bukhari, Buch 70, Hadith 114 (Kapitel über Krankheit)
  • Sahih Muslim, Buch 13, Hadith 1637
  • Nahj al-Balāgha, Predigt 3 (über die verlorene Gelegenheit zur Einigkeit)
  • Tārīkh al-Ṭabarī – detaillierte Chronik des Donnerstags
  • Ibn Abī al-Ḥadīd, Kommentar zu Nahj al-Balāgha

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